Seine Familie musste im Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat in Ostpreußen fliehen und haben in Deutschland eine neue Heimat gefunden. Siegfried Fietz ist gelernter Schlosser, Bürokaufmann, lernte das Orgelspiel und beherrscht Geige, Akkordeon und Gitarre. In den vergangenen 60 Jahren hat der heute 79-Jährige mehr als 4.500 Lieder vertont und auch selbst geschrieben. So auch das Kirchenlied „Von guten Mächten wunderbar geborgen…“ vertont. Dekan Andreas Krefft bezeichnete Vater und Sohn Musiker und Glaubenszeugen und nannte es ein Geschenk Gottes, dass sie in Bad Neustadt auftreten. Noch vor dem Gottesdienst habe man gemeinsam gebetet. „Das machen nicht viele.“ Der Dekan erwähnte die dringend notwendige Restaurierung der Kirchenorgel und dankte für die Idee der Familie Bühner, den Erlös des Konzerts für die Instandsetzung zu spenden.
Beim Konzert in der bis zum letzten Platz besetzten Stadtpfarrkirche waren Siegfried und Oliver Fietz vom „Mitmach-Effekt“ der Besucher begeistert. „Wir haben hier ja einen wunderbaren Chor,“ stellte Siegfried Fietz fest. Vor allem beim Refrain vieler Liedbeiträge sangen die Besucher mit und gaben dem Konzertabend eine besondere Stimmung. Immer wieder hatte Siegfried Fietz den einzelnen Liedern seine Gedanken vorangesetzt. Dabei erinnerte an Menschen, die schwere Zeiten hinter sich gebracht haben, oder diese durchleben, an Menschen, die dafür ihrem Herrgott dankbar sind. Lieder wie „Manchmal brauchst Du einen Engel…“, „Herr ich komm zu Dir“, „Gottes Liebe ist dir nah“ oder das „Lied vom Frieden“, aktualisiert auf die derzeitigen Kriegsgebiete, unter anderem der Ukraine und Gaza.
Wie aber kam es zum Konzert in Bad Neustadt? Martin Bühner erzählt von einem Konzert in Münnerstadt, als er Siegfried Fietz vor einigen Jahren erlebte und erfuhr, dass er sich auch der Bildhauerei widmet. Damit entstand eine langjährige Freundschaft, die zu diesem Konzert führte. Im Haus Bühner traf man sich am Nachmittag und natürlich wurden da auch bildhauerische Gedanken ausgetauscht und Martin Bühner zeigte seine Werkstatt und berichtete von seiner Arbeit. Siegfried Fietz bezeichnet sich selbst nicht als Bildhauer, obwohl er eine fünfjährige Ausbildung absolvierte und zu Hause einen Skulpturenpark auf einer Fläche von 20.000 Quadratmetern mit 50 Skulpturen hat. Sein erstes Werk war ein kniender König für die Weihnachtskrippe, dem folgte die Skulptur der Heiligen Barbara, für seine Frau gleichen Namens. Aus Lindenholz schnitzte er diese Werke.
Später kamen größere Skulpturen dazu, die er mit der Kettensäge bearbeitete und die eine beträchtliche Grüße erreichten. Er erzählt von einer vom Sturm gefällten tausendjährigen Eiche. Aus einem großen Ast entstand das Kunstwerk „Jonasfisch“. Die Besonderheit die Kinder können in die Skulptur hineinsteigen und sich „wie Jonas im Bauch des Wals fühlen.“ Bei alldem stellte er aber fest, dass „so ein Bildhauer recht einsam ist und seine Arbeiten mühsam entstehen. So wandte er sich wieder der Musik zu und gestaltete mit seinem Freund Klaus „Offenen Abend-Singen“. Schnell merkte er, dass ihm das Schreiben von Liedtexten leicht von der Hand ging. Es entstand eine Band mit neun Musikern, die ab 1965 deutschlandweit Auftritte hatte. Der Liedermacher erinnert an die Uraufführung des Musicals „Franziskus“ beim Katholikentag in Leipzig, nennt Namen wie den Benediktinerpater Anselm Grün, Iven Rebroff, Johannes Nitsch, Olivia Molina, den Apollo-15-Astronauten James B. Irwin oder auch den Liedermacher Clemens Bittlinger mit denen er zusammenarbeitete.
Zu seinen geistlich geprägten Konzerten sagt der 79-Jährige: „Ich möchte mit meiner Musik deutlich machen, dass da jemand ist, der uns jeden Tag beschenkt, denn wer singt, betetet doppelt.“ Maßgeblich hat der Liedermacher in den letzten Jahren die konfessionelle Szene im deutschsprachigen Raum beeinflusst. Dazu gehört vor allem seine Vertonung zu Dietrich Bonhoeffers Text „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Wie ist das für ihn, wenn seine Lieder, wie eben „von guten Mächten“ in Gesangbüchern der evangelischen und katholischen Kirchen auftauchten? „Das macht mich dankbar und demütig.“ Gänsehautfeeling zum Konzertabschluss war dann der bekannte Titel „Von guten Mächten…“, dass er in Hebräisch und deutsch sang. Bis heute spielt der Glaube in der Familie Fietz ein tragende Rolle. Genau das spiegelte sich im Konzert in der Stadtpfarrkirche Bad Neustadt wider und dem langanhaltendem Applaus.
Text und Fotos: Hanns Friedrich
